Die Sprache

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Der Informationsaustausch innerhalb von Hypersystemen

Der Datenfluss innerhalb des Systems Mensch

Liebe Freundin, sehr gehrter Leser,

Lebende Systeme, die aus einer Fusion sehr vieler Untersysteme entstanden sind, müssen in der Lage sein, die Kommunikation dieser Teilsysteme zu gewährleisten. So müssen die Zellen des menschlichen Körpers miteinander in Beziehung stehen, sie müssen sich "kennen", sich gegenseitig identifizieren können. In Ihrem menschlichen Körper, liebe Freundin, ist dies dadurch gewährleistet, dass alle Körperzellen durch das fließende Blut (die Körperflüssigkeit) in Verbindung stehen und dadurch Informationen austauschen können, beispielsweise über "Hormone" und "Transmitter". Alle Zellen haben charakteristische individuelle Eiweißformationen und diese werden vom körpereigenen Immunsystem erkannt, das Körperfremdes identifizieren und eliminieren kann. Außerdem verfügen Sie, lieber Leser, über ein Nervensystem, das alle Organe miteinander verbindet. Der sensible Teil dieses Nervensystems übermittelt Ihrem Gehirn Daten aus allen Körperteilen, so dass es (das Gehirn) ständig über den Tonus Ihrer Muskeln – damit auch über die Spannung ihrer Blutgefäße – und die Zusammensetzung Ihres Blutes informiert ist und entsprechend durch Muskelaktionen oder Aktionen Ihrer innersekretorischen Drüsen reagieren kann. Seien Sie froh, dass Sie sich über den größten Teil dieser sensorischen und motorischen Vorgänge gar keine Gedanken machen müssen, weil diese automatisch ablaufen, gesteuert durch unbewusst arbeitende Hirnanteile und Nerven (das autonome Nervensystem mit Sympathikus und Parasympathikus).

Der Informationsaustausch im Hypersystem durch Sprache

Im Hypersystem, liebe Freundin, wird die Funktion des Blutes von der Luft übernommen, die als Medium zum Austausch von Informationen dient. Die Kommunikation ist allerdings bedeutend diffiziler und wird dadurch gewährleistet, dass die Individuen, die einem Hypersystem angehören, die sie umgebende Luft in gleicher Weise mit Hilfe ihrer Sprechwerkzeuge (Lunge, Stimmbänder, Mundraum, Zunge und Lippen) modulieren. Das ist Ihnen bestens bekannt. Wenn Sie mit einer Freundin plauschen, modulieren sie ständig die sie umgebende Luft, sie sprechen und hören. Mit Hilfe ihres Mundes bilden sie Sätze und durch ihre Ohren nehmen sie die Luftschwingungen auf, setzen sie im Innenohr in elektro-chemische Nervenreize um und verwandeln diese in ihrer Hörrinde in Sprache. Zusammen mit ihrer Freundin bilden sie bereits ein vorrübergehendes menschliches Zweiersystem. Im Hypersystem, also in der Sprachgemeinschaft, im Staat oder in Suprasystemen ist die Luft als Transportmittel für sprachliche Information allerdings nicht geeignet, da sich der Schall nur einige Meter ausbreitet. Die Kommunikation der "Untereinheiten", der Individuen, ist hier durch Zeitungen, Radios, Fernsehsendungen, Telefone, Handys und insbesondere durch das Internet gewährleistet. Das alles sind jedoch lediglich Instrumente zur Informationsübermittlung und –verbreitung.
Das wesentliche, lieber Leser, ist die Sprache.

Zur Übermittlung von Information ist es natürlich unumgänglich, dass die Teilnehmer, nämlich die Individuen des Hypersystems, die gleiche Sprache sprechen. Nur, wenn Sender und Empfänger die gleichen Begriffe für die objektiv und unabhängig von ihnen existierende Außenwelt benutzen, können sie miteinander kommunizieren, anderenfalls reden sie aneinander vorbei.

Die Sprache als Errungenschaft des Hypersystems

Liebe Freundin,
wenn sich viele gleiche Einheiten zu etwas Höherem zusammenschließen, entsteht immer etwas Neues. Etwas, das man nicht vorhersehen konnte. Schließen sich Millionen von Wassermolekülen zu dem zusammen, was man "Wasser" nennt, entsteht in einem bestimmten Temperaturbereich eine neue Eigenschaft dieses Hypersystems. "Wasser" ist nämlich flüssig, wie Sie natürlich wissen. Dem einzelnen Wassermolekül würden Sie diese Eigenschaft jedoch nicht so einfach ansehen. Das einzelne Molekül kann nämlich auch fliegen. Es kann sich aus der Wasseroberfläche lösen, in den Himmel schweben und dort Wolken bilden. Wasser kann auch bei niedrigen Temperaturen fest werden wie Stein, dann nennen Sie es Eis. Wenn durch solch einen Zusammenschluss vieler gleicher Teile eine neue Eigenschaft entsteht, nennt man das auch "Emergenz".

Die Sprache, die menschliche Sprache, ist nun nicht die Eigenschaft eines Individuums, sondern eine Eigenschaft des Hypersystems. Wenn Sie meinen, Sie sprechen, sehr geehrter Leser, dann sprechen nicht Sie eine persönliche Sprache, sondern sie benutzen eine Eigenschaft des Hypersystems, um sich mit Ihrer Freundin oder Ihrem Freund zu unterhalten. Sie sind zwar sprechfähig, Sie benutzen jedoch von den auf der Erde zur Verfügung stehenden Sprachen in der Regel nur 1 Sprache. Und diese eine Sprache verbindet Sie mit den anderen Menschen, die die gleiche Sprache sprechen.

Sprache verbindet aber nicht nur die Mitglieder einer Sprachgemeinschaft, sondern sie trennt auch die Menschheit, die eine Tierart darstellt, in viele unterschiedliche Sprachgemeinschaften.

Denkgemeinschaften und Glaubensgemeinschaften

Und da wir als Menschen inzwischen nicht mehr in Bildern denken, die wir gesehen haben, sondern in sprachlichen Begriffen, die etwas Geistiges darstellen, hat eine Sprachgemeinschaft auch ein gemeinsames Denken, das diese Gemeinschaft von anderen Gemeinschaften unterscheidet.

Und da die meisten Menschen ihr Gehirn nicht nur zum Wahrnehmen und Denken benutzen, sondern auch zum Glauben, hat so eine Sprachgemeinschaft auch oft einen gemeinsamen Glauben.

Hypersysteme gibt es also als Sprachgemeinschaften und als Suprasystem Glaubensgemeinschaften. In einem Hypersystems des Typs "Staat" sind bisweilen Individuen vereint, die verschiedenen Glaubensgemeinschaften angehören, manchmal auch Individuen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften. Letzteres kennen Sie, liebe Freundin, beispielsweise von der Schweiz, ersteres von Deutschland.

Betrachten wir das Ganze aus der Sicht des Individuums, sprechen wir von "Identifikation". Das Individuum identifiziert sich mit einer Sprache, denkt sogar, es handelt sich um "seine" Sprache. Die meisten Menschen identifizieren sich darüber hinaus noch mit einer Religion. Das halte ich als Rationalist für äußerst problematisch, weil Religion nämlich nicht auf Wissen beruht, sondern auf Vermutungen, Einbildungen, auf unbewiesenen und wissenschaftlichen unbeweisbaren Behauptungen über ein höheres Wesen, das einen Namen bekommt.

Bereits an diesem Namen für das höhere Wesen können Sie, verehrte Dame, leicht erkennen, wer sich diese unbeweisbaren religiösen Konstruktionen ausgedacht hat: Männer!

Die monotheistischen Religionen, liebe Freundin und lieber Leser, haben sich Männer ausgedacht. Daher ist das höhere Wesen männlich gedacht, auch die Propheten und sonstigen Würdenträger sind männlich, und Frauen haben eine untergeordnete Bedeutung, sind aus einer Rippe des Mannes hergestellt worden und müssen dem Mann Untertan sein. In den meisten dieser Religionen und Unterreligionen sind Frauen die Diener des Mannes, weil sie angeblich dümmer und wertloser sind. Ich als Mann kann nicht nachvollziehen, warum auch Frauen an etwas Derartiges glauben, das mit der Natur, der Wirklichkeit, im Widerspruch steht.

Anders gesagt: ich kann zwar verstehen, dass Männer so einen Unfug gerne glauben. Sie fühlen sich  minderwertig und kompensieren ihre Minderwertigkeit mit Hilfe dieser religiösen Konstrukte, die sie dann mit körperlicher Gewalt durchsetzen. Von Frauen, die das glauben, bin ich jedoch sehr enttäuscht. Ich hoffe, liebe Freundin, dass Sie nicht zu denen gehören, die sich einer derartigen männlichen Ideologie unterwerfen.

Für mich gilt, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben, insbesondere die gleichen Freiheitsrechte und das gleiche Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit.

Damit möchte ich für heute schließen.

Rudi Zimmerman, Gesellschaftsanalytiker und Wissenschaftler lebender Systeme

Steinau, den 30.4.2015

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